AKA Investors' Meeting 2018

"Bridge over troubled water"
Konjunktur, Währungen und Finanzmärkte im geopolitischen Spannungsfeld

Am 13. September 2018 war es wieder soweit: Die AKA lud zum 5. Mal zum Investors‘ Meeting. Rund 80 Gäste waren der Einladung gefolgt, um die Hintergründe zu den Halbjahreszahlen der Bank zu erfahren und die Diskussion zum Thema des Tages zu erleben. Auch in diesem Jahr führte Andreas Scholz, Vorsitzender der Geschäftsführung bei dfv Euro Finance Group GmbH, langjähriger TV-Wirtschaftsredakteur und Herausgeber des EURO FINANCE Magazin, durch das Programm des Nachmittages.

„Steigerung der Abschlüsse in allen Kernprodukten“ 

Der Blick auf die Geschäftsentwicklung der AKA-Kernprodukte bietet zur Jahresmitte 2018 ein sehr klares Bild: In allen Produktgruppen kann die AKA gegenüber dem Vorjahr gesteigerte Abschlussvolumina vorweisen. Besonders deutlich zeigt sich dies bei den ECA-gedeckten Finanzierungen, denn dort sind die Zahlen aus Q3 bereits auf gleicher Höhe wie der Planwert für das gesamte Jahr 2018.

Den Hochrechnungen zufolge werden Ende 2018 sowohl Rohüberschuss als auch das operative Ergebnis die höchsten Werte seit 2012 erreichen. Dabei wird die Cost Income Ratio ihr stabiles Niveau halten. Die AKA kann zudem eine weiterhin kontinuierliche Thesaurierung des Gewinns und positive Entwicklung des regulatorischen Kernkapitals prognostizieren.

„Der Wachstumspfad stärkt die Ertragslage der Bank“ 

Im Treasury konnte die AKA ihre Aufnahmen bis zur Bandbreite von zehn Jahren steigern. Wie schon im Vorjahr, konnte auch 2018 wieder die Investorenbasis erweitert werden. Als neue Investorenquelle erschlossen wurden beispielsweise  Gebietskörperschaften. Ein ganz wichtiger Wachstumstreiber war die Zusammenarbeit mit öffentlichen Programmen, auch international. Es ist der AKA gelungen, erstmals mit der European Investment Bank (EIB) eine Linie darzustellen, in der Größenordnung von 50 Mio. Euro, ein wichtiger Schritt zur Vervollständigung der AKA-Refinanzierungsbasis.

Im Ausblick zeigte die Geschäftsführung ein Gesamt-Refinanzierungsvolumen von 2,6 Milliarden für Ende 2018 auf, worin sich deutlich eine dynamische Weiterentwicklung zeigt. Um den weiteren Wachstumspfad 2019 verfolgen zu können, wird die langfristige Mittelaufnahme zu dessen Begleitung ein Schlüssel sein. Die AKA legt den Fokus auf den Ausbau der US-Dollar-Kapazitäten und passende Fundingmöglichkeiten für langfristige Assets.

Sie können sich die AKA Präsentation hier herunterladen. 

Keynote „Die westliche Welt in der Krise – eine Bestandsaufnahme“

Ambassador John C. Kornblum, ehemaliger US-Botschafter in Deutschland

Zu den Klängen des Simon & Garfunkel Songs „Like a bridge over troubled water“ betritt Moderator Andreas Scholz die Bühne. Wie der Song, so das Motto der Veranstaltung. Wir wollen heute die transatlantischen Beziehungen diskutieren, leitet Scholz ein. Der Atlantik scheint in den letzten Monaten breiter geworden zu sein. Das Wasser ist aufgewühlt und die westliche Ordnung gerät ins Schwanken. Ist gar die Architektur der Weltordnung rissig? Den Einstieg in die Diskussion liefert der ehemalige US-Botschafter in Deutschland John Kornblum. Von 1997 bis 2001 war er im Amt. Heute teilt er seine Perspektive auf die aktuelle weltpolitische Lage:

Die Welt verändert sich – fundamental, schnell und rücksichtslos. Ein neues Gespenst namens Populismus geht um. Wahrheiten der Politik werden angezweifelt. Die Digitalisierung schreitet voran. Neue Technologien zerstören alte Industriestrukturen. Trotz dieser grundstürzenden Umwälzungen wird unsere westliche Welt weiterhin von Zielen und Institutionen beherrscht, deren Grundlagen vor rund 70 Jahren konzipiert wurden. Und die Strategien der führenden Eliten haben sich kaum geändert. Wie so oft ist es die populäre Kultur, die jetzt als Ersatz erscheint für die fehlende Einsicht und Weitsicht der Politiker: Reality TV, Social Networks, Twitter, Smartphones. Donald Trump zum Beispiel ist ein Phänomen aus dem Reality TV. Er hat sein Image dort aufgebaut, über 15 Jahre lang.

„Politik und Öffentlichkeit des Westens leidet unter einer Art kollektiver, traumatischer Belastungsstörung“ 

Wohin führt das alles?
Trump hat am besten verstanden, dass der sogenannte Gesellschaftsvertrag der Nachkriegszeit zerfällt und zunehmend Emotionen die Vernunft ersetzen.  Lassen Sie mich hierzu zwei einfache Sätze zitieren. Wie der verstorbene Alvin Toffler in seinem Klassiker „Zukunftsschock“ 1970 schrieb, führt zu viel Veränderung zu seelischer Überlastung. Sie verzerrt unsere Entscheidungsfindung und schwächt unsere Fähigkeit, rational zu handeln. Politik und Öffentlichkeit des Westens leidet unter einer Art kollektiver, traumatischer Belastungsstörung. Und das wird nicht so bald enden. Ein Zeitalter der Irrationalität bricht an.

Wichtig ist aber auch: Trotz der Wahlsiege werden Populisten wie Trump nicht zu den langfristigen Gewinnern zählen, nicht in der digitalisierten Welt. Digitale Netze werden alle globalen Strukturen zusammenhalten. Die Definition nationaler Interessen wird sich grundlegend verändern.  Die Macht wird Nationen zuwachsen, die am besten den Handlungsspielraum innerhalb der globalen Lieferketten ausnutzen.

Trump ist ein sehr unangenehmes Phänomen, aber mit Sicherheit nicht das Ende der Welt. Seine Wahl ist auch nicht das Ende allen Vorwärtsstrebens.
Die gute Nachricht ist, dass es uns gut geht. Unsere westlichen Werte sind wahrscheinlich das geeignetste Treibmittel für die digitale Zukunft. Warum? Weil Offenheit und Ehrlichkeit die besten Voraussetzungen für Innovation und für ein gesellschaftliches Gleichgewicht sind. Eigentlich ist es ganz einfach: Um was geht es in Zukunft? Um Wertschöpfung und Werte.

Transatlantische Beziehungen sind heute genauso wichtig wie zu Zeiten des Kalten Krieges. Ich sehe es nicht wie der deutsche Außenminister, der neue Bündnisse unter den Mittelmächten eingehen will. Eine alte Weltordnung, die verschwindet, verschwindet. Sie lässt sich nicht bewahren. Die Spielregeln in der Zukunft festzulegen, was immer von Großmächten erwartet wird, klappt nicht im Alleingang. Hier müssen die Länder zusammenarbeiten, die die Ziele der modernen Demokratie teilen.

Im Anschluss an die Keynote interviewt Andreas Scholz den Ex-Botschafter zu den drängendsten Fragen rund um die transatlantischen Beziehungen:

Wie lange ist Trump noch Präsident?
John Kornblum hält es für sehr fraglich, ob Trump nochmal gewählt wird. Aber im Zeitalter der Irrationalität kommt auch die Subjektivität zurück. Je mehr die Digitalisierung die Entscheidungsfähigkeit den Menschen wegnimmt, desto subjektiver und irrationaler wird alles. Wir werden durch Emotionen gelenkt. Da kann eine Wiederwahl natürlich passieren.

USA hadert mit der Führungsrolle
Das Fundament von Trumps Außenpolitik ist laut Kornblum dasselbe wie schon bei Obama. Das allmähliche Ablösen der Vereinigten Staaten von dem Gefühl der weltpolitischen Verantwortung geht auch unter Trump weiter. (Stichwort Weltpolizei). Dadurch entstehen Ungereimtheiten in der amerikanischen Politik.

Diskussion zum Thema „Konjunktur, Währungen und Finanzmärkte im Spätsommer 2018 –
welche Folgen haben die geopolitischen Spannungen wirklich?“

Experten: Dr. Ulrich Kater, DeKaBank, Stefan Bielmeier, DZ Bank AG, Ulrich Leuchtmann, Commerzbank AG
Moderation: Andreas Scholz

Die Wall Street ist in guter Laune. Wirtschaftswissenschaftler warnen allerdings vor steigenden Risiken und möglichem Konjunktureinbruch. Ein Ausschnitt der lebhaften Diskussionsrunde:

Bielmeier: Die niedrigen Zinsen führen zu beständigem Wirtschaftswachstum. Die guten Unternehmenszahlen schützen uns davor, dass es richtig kritisch wird.

Dr. Kater: Der Welthandel ist historisch betrachtet immer freier geworden über die letzten Jahrzehnte. Es gab Unterbrechungen dieses Trends, zum Beispiel bei der Weltwirtschaftskrise in den 30er-Jahren. Unterbrechungen schlagen zurück auf unseren Wohlstand. Da kommen natürlich Sorgen auf, sollten wir jetzt wieder vor solch einer Unterbrechung stehen.
Der amerikanische Präsident hat die Handelspolitik als Waffe entdeckt. Aber insgesamt sind die derzeitigen Handelskonflikte aus meiner Sicht kein Auslöser für eine Wirtschaftskrise. Unterm Strich: Alles nicht schön, aber kein Zusammenbruch der Welt!

Leuchtmann: Eine Ablösung des Dollars als Weltleitwährung? Ich sehe zunächst einmal eine Gefährdung des Status. Sollte eine neue Welle US-Sanktionspolitik gegen Russland kommen, dann weicht dies deutlich ab von den Bestrebungen der Europäer. Dies gefährdet dann den Dollar-Leitwährungsstatus.

Thema China und USA im Handelsstreit:

Dr. Kater: Die Konfrontation USA-China wird bleiben, solange Trump im Amt ist. Es geht wahrscheinlich darum, den Konflikt öffentlichkeitswirksam am Laufen zu halten. Ein rein politisches Thema. Trump will nicht den Welthandel zerstören, sondern seine Ziele erreichen.

Bielmeier: Sicherlich stellt der Konflikt die Chinesen vor Probleme. Aber bei den jetzigen Devisenreserven Chinas kann das Land die Verschuldung locker händeln.

Thema Emerging Markets:

Leuchtmann: Es sind schwierige Zeiten für Emerging Markets. Das waren Sie immer, wenn die FED auf Zinserhöhungskurs ist. In vielen Emerging Markets gibt es aber einen wesentlichen Vorteil gegenüber früher. Die Geldpolitik ist oft besser aufgestellt. Hier haben sich die Zentralbanken viel Vertrauen erarbeitet. Viele Schwellenländer brauchen nicht länger ihre Zinsen stark zu erhöhen, um einen Währungsverfall zu stoppen und damit aber die Wirtschaft abzuwürgen.

Dr. Kater: Es wird kein heißer Herbst aus meiner Sicht. Wir dürfen nicht vergessen, dass alle Emerging Markets-Statistiken zu 80 % chinesische Statistiken sind. Man muss unterscheiden: Welche Länder können Verschuldung tragen und welche nicht. Wenn wir an die nächste große Schwierigkeit denken, ist es ein Konjunkturrückgang in den Vereinigten Staaten. Vielleicht übertreibt die FED oder Trump setzt ein neues Konjunkturprogramm auf.

Bielmeier: Steuerpakete in den USA wären gar nicht nötig gewesen. Das Problem wird sein, dass die USA in eine sehr hohe Staatsverschuldung reinläuft. Dann muss die FED überziehen und die Wirtschaft wird ausgebremst.

Zum Schluss noch ein Blick auf den Brexit:

Leuchtmann: Ein heißer Herbst für das britische Pfund? Ich formuliere es mal so: Auch an einem Tag nach einem No-Deal-Brexit geht über Großbritannien noch die Sonne auf.

Dr. Kater: Da gebe ich Ihnen recht. Wir hatten ja bereits eine viel größere Abschwächung der britischen Wirtschaft erwartet.

Andreas Scholz, Moderator:

"In der Expertenrunde der Ökonomen wurden Brücken des Erklärens und Verstehens einer Finanzwelt gebaut, in der sich – auch wenn die Börsen weiter haussieren – eine ganze Reihe potentieller Gefahren und Risiken manifestieren und wo nicht nur transatlantisch die Wellen hochschlagen. Wir sind quasi auf eine geo- wie geldpolitische Weltreise gegangen. Von den USA, über Europa, nach China, über die Emerging Markets und dann wieder zurück nach Großbritannien."

Ausklang beim Get-together

Passend zum Thema gab es für die Gäste ein Flying Buffet mit transatlantischen Speisen. Europäische Klassiker wie Ziegenkäsecreme mit Feigen oder Datteln im Speckmantel trafen auf amerikanischen Krabbencocktail und Caesar Salad.
Die AKA bot hiermit wie jedes Jahr wieder den Raum für institutsübergeifenden Austausch.
 

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