Chancen- und Prognosebericht


Laut Prognosen der Weltbank soll die Weltwirtschaft 2023 mit 1,7 % schwächer expandieren als im Vorjahr (2,9 %). Das Wachstum sänke damit unter dem Durchschnitt der letzten Dekade von 2,9 %, bevor es sich anschließend sukzessive erholen werde. Die globalen Themen, die bereits im Vorjahr tragend wurden, belasten die Aussichten: erhöhte geopolitische Unsicherheiten, eine straffe Geldpolitik zur Bekämpfung des Inflationsdrucks und ungünstigere Finanzierungsbedingungen.

Beeinflussende Rahmenbedingungen
Darüber hinaus dürften politische Themen und klimabedingte Effekte zu Volatilitäten führen. Für die Industrieländer wird ein schwaches Wachstum von 0,5 % erwartet. In den USA, dem weltweit größten Wirtschaftsraum, sollte das Wachstum ebenfalls bei 0,5 % liegen, da die straffe Geldpolitik deutliche Spuren in der ansonsten konsumgetriebenen Konjunktur hinterlässt. Die schwache Wachstumsphase in den Industrieländern strahlt über die internationalen Wirtschaftsbeziehungen auf die Lage in den Schwellen- und Entwicklungsländern aus. Dennoch wird für die Emerging Markets eine unveränderte Wachstumsrate von 3,4 % erwartet, wie im Vorjahr, da eine leichte Konjunkturerholung in China stützend wirken sollte. [1]

Vor dem Hintergrund der globalen Herausforderungen für die Weltwirtschaft sollte auch das Wachstum des Welthandelsvolumens 2023 weiter nachlassen, mit 1,0 % aber positiv bleiben. Die Importnachfrage wird angesichts der kraftlosen Konjunktur in den USA und den anderen Industrieländern schwach bleiben. Der Nahe Osten und Afrika sollten nach den starken, rohstoffgetriebenen Exporten im Vorjahr auf diesem Plateau verbleiben und über den finanziellen Spielraum für eine weiter steigende Importnachfrage verfügen. [2] Impulse könnten bei einer Erholung in China entstehen. Zu den weiteren Einflussfaktoren auf die Handelsmuster zählen die Entwicklung der globalen Lieferketten, wie Diversifizierung von Lieferanten, Re-, Near- und Friendshoring. Der Übergang zu einer grüneren Weltwirtschaft dürfte die Nachfrage nach umweltverträglichen Produkten begünstigen. [3]

Im Euroraum sollte nach einer kurzen, milden Rezession im Winterhalbjahr 2022/23 eine sukzessive wirtschaftliche Erholung einsetzen. Nach Einschätzung der Europäischen Kommission soll das Wachstum im Jahr 2023 mit 0,3 % leicht positiv ausfallen. Beeinträchtigungen kommen durch die wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges Russlands gegen die Ukraine. Durch die Inflation erodieren die realen Einkommen und die Produktion wird durch den Kostendruck belastet, insbesondere in den energieintensiven Branchen. Das höhere Zinsniveau wird die privaten Investitionen dämpfen, insbesondere im Bausektor. Die negativen Auswirkungen sollten durch die Fiskalpolitik teilweise abgefedert werden können. In einigen der nunmehr 20 Euroländer ist Unterstützung aus dem Next-Generation-Fund der EU zu erwarten. Das Risiko von Störungen der Energieversorgung könnte Ende 2023 erneut aufleben. Mittelfristig sollte der Energiemarkt zu einem Gleichgewicht zurückfinden. Mit einer allmählich wieder anziehenden Auslandsnachfrage und der Auflösung noch verbliebener Lieferengpässe dürfte sich das Wirtschaftswachstum zunehmend erholen. [4]

Nach der Prognose des Sachverständigenrates sollte das reale Bruttoinlandsprodukt in Deutschland 2023 insgesamt um 0,2 % geringfügig zurückgehen, sich im Jahresverlauf aber ins Positive drehen. Der Abschwung fällt damit etwas stärker aus als im Euroraumdurchschnitt. Hier fällt der größere Schwerpunkt der energieintensiven Branchen ins Gewicht, die von den Energiepreisen belastet werden. Dagegen dürften die Lieferkettenstörungen sukzessive weiter zurückgehen, wodurch das verarbeitende Gewerbe seine Produktion moderat ausweiten kann, auch dank der hohen Auftragsbestände. [5] Im Umgang mit Engpässen und Preissteigerungen setzen Unternehmen auf verschiedene Maßnahmen. Beispiel: Viele von ihnen versuchen verstärkt, neue Lieferbeziehungen zu knüpfen und unter geographischen Aspekten sowie mit Blick auf Resilienz zu diversifizieren. [6] Mit Impulsen durch die Entlastungspakete, insbesondere die Gaspreisbremse, dürfte der Abschwung im Jahresverlauf zusätzlich aufgefangen werden.

In den Schwellen- und Entwicklungsländern sollte das aggregierte Wachstum ohne China bei 2,7 % für 2023 liegen, aber weiterhin höher ausfallen als in den Industrieländern. [7] Das schwache Wachstum in den USA und im Euroraum sowie Unsicherheiten durch schwankende Rohstoffpreise wirken sich belastend aus. Die Investitionstätigkeit wird zudem unter den gestiegenen globalen Zinsen und einer restriktiven inländischen Zinspolitik leiden. Dies dürfte auch die Erreichung von Klimazielen erschweren.

Die Entwicklung in den einzelnen Regionen wird dennoch heterogen sein. Asien sollte im internationalen Vergleich wieder die am stärksten wachsende Region werden. In China sollte das Wirtschaftswachstum auf 4,3 % zulegen, wobei der größte Auftrieb von der Aufhebung der strengen pandemiebedingten Restriktionen und von staatlichen Maßnahmen zur Konsolidierung des eingebrochenen Immobiliensektors zu erwarten sind. Indien sollte angesichts einer führenden Position bei digitalen Finanztransaktionen von der Umstrukturierung von Lieferketten profitieren. In Lateinamerika wird sich aufgrund der engen Handelsbeziehungen das schwache US-Wachstum bemerkmar machen. Hinzu kommt ein abflauender Rückenwind aus dem Rohstoffsektor. Ein potenzielles Anziehen der Rohstoffnachfrage aus China könnte jedoch Unterstützung bringen. Im Nahen Osten wird die Entspannung im Energiesektor zu einem Einschwenken auf den früheren moderaten Wachstumspfad führen. Afrika dürfte weiterhin konstant wie im Vorjahr wachsen – gleichwohl sind die Prognosen für die einzelnen Länder, in Anhängigkeit von ihrer Ausstattung mit Rohstoffressourcen, sehr heterogen. Das niedrigste Wachstum wird die Region Osteuropa und Zentralasien aufweisen, insbesondere aufgrund der Rezession in Russland, während Usbekistan angesichts seiner wirtschaftlichen Öffnung mit einer überdurchschnittlichen Rate zulegen sollte. [8]

Neben der Betrachtung der wirtschaftlichen Lage ist es für den Geschäftsschwerpunkt der AKA wichtig, die Risiken zu beurteilen, die sich aus verschiedenen internationalen Einflussfaktoren ergeben. Zu den größten Wachstumsrisiken zählt eine zu restriktive Geldpolitik zur Bekämpfung des Inflationsdrucks. Andererseits könnten höhere Energie- und Agrarpreise, potenziell hervorgerufen durch eine Intensivierung des Krieges in der Ukraine, zu einer Verstetigung der Inflation führen. Im Risikoszenario der Weltbank könnte ein Zinsauftrieb, der um einen Prozentpunkt stärker ausfällt als erwartet, zu einem niedrigeren Wirtschaftswachstum von 0,6 % führen, anstelle der prognostizierten 1,7 %. [9] Gemäß den Berechnungen der WTO könnten eine stärkere geldpolitische Straffung und Unwägbarkeiten des Russland-Ukraine-Krieges einen Rückgang des internationalen Handelsvolumens um 2,8 % auslösen. [10] Die Risiken eines stärker ansteigenden Zinsniveaus und eines stärkeren US-Dollars liegen für einige Emerging Markets in einer übermäßigen Schuldendienstbelastung. Gehemmte Wachstumserwartungen können ebenfalls aus folgenden Entwicklungen resultieren: eine aus diversen Themen resultierende geopolitische Unsicherheit, insbesondere eine Eskalation in Bezug auf Taiwan, eine deutliche Verschlechterung der Immobilienkrise in China, neue gefährliche Coronavirus-Varianten, Klimawandel, Naturkatastrophen und soziale Verwerfungen. [11]

Im Gegenzug würden durch eine schnelle Konfliktlösung im Krieg Russlands gegen die Ukraine positive Impulse entstehen. Eine größere Ausweitung der Rohstofffördermengen kann die Preisentwicklung weiter dämpfen. Dies könnte den Inflationsdruck wirksam abschwächen, den Zinserhöhungszyklus der Notenbanken abkürzen und somit zu einem stärkeren Wirtschaftswachstum führen als prognostiziert. In ihrem positiven Szenario rechnet die WTO mit einem Anstieg des Welthandelsvolumens um 4,6 %. Weitere positive Effekte entstünden durch Produktivitätsgewinne über Transformationsfortschritte, teils beschleunigt durch Wiederaufbaufonds, eine Stärkung der internationalen Gemeinschaft, handelspolitische Entspannung, ein stärkeres Wachstum in China und die Entschärfung von weiteren geopolitischen Konflikten. [12]

Chancenbericht
Der Begriff „Chancen“ wird als Aussicht auf eine mögliche künftige Entwicklung oder den Eintritt von Ereignissen definiert, die zu einer für das Unternehmen positiven Prognose beziehungsweise Zielabweichung führen können. Insofern sind Chancen als das Gegenteil von Risiken zu verstehen.

Chancen ergeben sich für die AKA aus der Transition von Branchen und Unternehmen – hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft und CO2-Neutralität. Der Finanzierung von klimafreundlichen Exporten und Investitionen für eine nachhaltige Transformation wird eine zunehmend größere Bedeutung zukommen und Wachstumspotenzial für die AKA bieten.

Gerade durch die geänderte geopolitische Lage kommt der Rohstoffsicherung für die deutsche und europäische Wirtschaft eine besondere Bedeutung zu, da ohne eine ausreichende Verfügbarkeit notwendiger Rohstoffe unter anderem keine Produkte zur regenerativen Energiegewinnung hergestellt werden können und insgesamt keine Transition der Wirtschaft gelingen kann. Im Bereich der Rohstoffsicherung bieten sich neue und weitere Geschäftsmöglichkeiten für die AKA.

Wir bauten die 2019 begonnene Digitalisierung der Kreditantragsstrecke über das bankeigene Online-Portal SmaTiX (Small Ticket Express) für kleinteilige ECA-gedeckte Bestellerkredite in den vergangenen drei Jahren weiter aus. Der positive Trendkanal der über SmaTiX eingereichten Kreditanfragen 2022 eröffnet Raum für eine positive Entwicklung, die 2023 weitergeht.

Prognose der Entwicklungen
Zusammengefasst plant die AKA für 2023 ein Neugeschäftsvolumen von rund 2,0 Mrd. EUR, über alle Produktgruppen hinweg.

Die finanziellen KPIs werden seitens des Aufsichtsrats für 2023 angepasst. Die Anpassungen erfolgten, um die bisher nicht in einem finanziellen Leistungsindikator berücksichtigten Aspekte Nachhaltigkeit und Kapitalausstattung in die Gesamtbanksteuerung zu integrieren. Die Anpassung erweitert damit den Scope der Leistungsindikatoren und bildet dabei nach Meinung der Bank die wesentlichen Leistungsindikatoren in Bezug auf das Geschäftsmodell und zukünftige Herausforderungen besser ab. Neben den bisherigen KPIs Return-on-Equity vor Steuern und Cost-Income-Ratio (vor und mit Innovations- und Investitionsbudget (IIB)) werden nun die Zielkennziffern Return-on-Risk-Weighted-Assets, Gesamtkapitalquote, Anteil ESG-Score 4+5 am Nettorisiko sowie der Anteil der Kredite in Pre-Watchlist und Intensivbetreuung am Nettorisiko eingeführt.

Im Februar 2023 wurden Teile der Türkei von einem schweren Erdbeben getroffen. Aufgrund dieses schrecklichen Ereignisses hat die AKA das Türkei-Portfolio unverzüglich analysiert.

In der betroffenen Region wurde ein regionales Finanzierungsvolumen in Höhe von 294,6 Mio. EUR zum Zeitpunkt der Analyse identifiziert. Nach Deckungen und Bankgarantien verbleibt ein Netto-Risiko von 10,6 Mio. EUR, was einem Anteil von 0,7 % der AKA-Netto-Adressenausfallrisiken entspricht.

Die Kreditnehmer werden eng begleitet und Maßnahmen an die jeweils aktuellen Erkenntnisse angepasst. Eine negative Abweichung der Planzahlen beziehungsweise Leistungsindikatoren kann daher nicht ausgeschlossen werden.

Zum Zeitpunkt der Aufstellung des Jahresabschlusses bestehen Unsicherheiten am Interbankenmarkt. Die AKA hat keine direkten Geschäftsbeziehungen mit den involvierten Parteien, beobachtet die Entwicklungen aber eng. Die Unsicherheiten resultieren teils auch aus der Insolvenz beziehungsweise Stützung dreier US-amerikanischer Banken und der am 19.3.2023 bekannt gegebenen Übernahme der Credit Suisse durch die UBS beziehungsweise die in diesem Zusammenhang gewährten Liquiditätshilfen.


[1] Vgl. The World Bank: Global Economic Prospects. Washington, DC: January 2023. URL: www.worldbank.org/en/publication/global-economic-prospects. (Stand: 26.04.2023). Kurzverweis: World Bank 2023.

[2] Vgl. World Trade Organization (WTO). Press Release / 909.05.10.2022. URL: www.wto.org/english/news_e/pres22_e/pr909_e.html. (Stand: 26.04.2023). Kurzverweis: WTO 2022.

[3] Vgl. UNCTAD. Global Trade Update. December 2022. URL: unctad.org/webflyer/global-trade-update-december-2022. (Stand: 26.04.2023).

[4] Vgl. European Commission. European Economic Forecast – Autumn 2022. Institutional Paper 187. URL: economy-finance.ec.europa.eu/system/files/2022-11/ip187_en_3.pdf. (Stand: 26.04.2023).

[5] Vgl. Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Jahresgutachten 2022/23. November 2022. URL: www.sachverstaendigenrat-wirtschaft.de/jahresgutachten-2022.html. (Stand: 26.04.2023).

[6] Vgl. DIHK-Umfrage zu Lieferengpässen und Rohstoffknappheit. 21.12.2022. URL: www.dihk.de/de/themen-und-positionen/wirtschaftspolitik/konjunktur-und-wachstum/blitzumfrage-lieferengpaesse. (Stand: 26.04.2023).

[7] Vgl. World Bank 2023.

[8] Vgl. ebd.

[9] Vgl. ebd.

[10] Vgl. WTO 2022.

[11] Vgl. World Bank 2023.

[12] Vgl. ebd.